Rückblick auf das Fachgespräch zu „Belastungen von Kindern und Jugendlichen in der Corona-Pandemie analysieren und durch Jugendarbeit und psychosoziale Begleitung entgegenwirken“ (Drs 7/8383) einem Koalitionsantrag, der im Dezember 2021 im Landtag beschlossen wurde.
Um diesen Antrag, die aktuelle Situation und vieles mehr zu besprechen haben wir – die drei regierungstragenden Fraktionen – zu einem Austausch im Juni 2022 nach Chemnitz eingeladen.
Dabei waren:
- Kathleen Kuhfuß, MdL, BÜNDNISGRÜNE Sprecherin für Kinder- und Jugendpolitik, Soziales und Gesundheit
- Juliane Pfeil, MdL, Sprecherin der SPD-Fraktion für Kinder, Jugend und Familie
- Ines Saborowski, MdL der CDU-Fraktion und Vorsitzende des Ausschuss für Wirtschaft, Arbeit und Verkehr
- Susann Rüthrich, Kinder- und Jugendbeauftragte für Sachsen
- Fachkräfte aus der Jugendarbeit, Schulsozialarbeit und dem Kinderschutz, Experten im Bereich Gesundheitsprävention, die Ostdeutsche Psychotherapeutenkammer und die Kinderbeauftragte in Chemnitz
Der Bericht der Staatsregierung macht deutlich,der Antrag war kein Startschuss für den Freistaat, sich den Belastungen und Bedürfnissen von Kindern und Jugendlichen in der Corona-Pandemie zu widmen, sondern eine Bekräftigung dieser Aufgabe! Mit dem „Kick-off“ für die Kinder- und Jugendhilfe hat das Ministerium bereits Maßnahmen formuliert und an den Start gebracht, die die Kinder- und Jugendhilfe zukunftssicher und coronafest gestalten sollen.
Wir sind miteinander zu diesen Fragen ins Gespräch gekommen:
- Welche neuen Herausforderungen stellen sich durch die Corona-Pandemie in den Bereichen: psychotherapeutische Versorgung von Kindern und Jugendlichen; Präventionsangebote in der Kita, Schule und der Kommune; Schulsozialarbeit und Schulbegleitung; Selbsthilfe?
- Wie wurden und werden die Gelder zum Bundesprogramm „Aufholen nach Corona“ im Bereich der Jugendarbeit genutzt? Was läuft gut, wo braucht es mehr?
- Vor welchen Aufgaben stehen die Jugendämter durch den Anstieg bei den Inobhutnahmen? Welche neuen Aufgaben ergeben sich aktuell im Bereich Kinderschutz?
- Welche Aufgaben liegen vor uns in der Jugendpolitik, den Jugendhilfeausschüssen und dem Landesjugendhilfeausschuss?
Die Ergebnisse im Überblick:
Was haben wir gelernt in der Corona-Pandemie? Was sollten wir zukünftig beachten?
- Jugendarbeit: Jugendräume offenlassen, Ausbau und Qualifizierung Jugendberatung
- Jugendhilfe: Sicherstellung Kinderschutz in allen Regionen, Öffnung für multiprofessionelle Fachkräfte in der Eingliederungshilfe
- Schule: Schulschließungen vermeiden, Schulsozialarbeit in der Krise besonders wichtig, Vertrauensschüler*innen ausbilden
- Familie: Alltagsroutinen in der Krise stärken, FABISAX-Angebote bekannter machen
- Gesundheit: psychologische/psychiatrische Versorgung dringend ausbauen (Wartezeiten für ambulante Therapie bis zu 25 Wochen, insbesondere im ländlichen Raum); Zulassungen für Psychotherapeuten erhöhen, Fachausbildung im Bereich Jugendhilfe erleichtern
- Digitalisierung: medienpädagogische Begleitung für Fachkräfte und junge Menschen wichtig, SMART-Programm ausbauen
Beim Fachgespräch mit den Expert*innen wurden uns natürlich auch allgemeine Anliegen für die Arbeit im Landtag mitgegeben. Dazu zählen:
- die langfristige Finanzierung der Projekte verbunden mit langfristigen Strategien und der Schaffung von Strukturen
- Stärkung der Fachkräfte durch Weiterbildung und Unterstützung der Träger beim Prozess der Personalakquise
- Förderung von Präventionsangeboten
- Stärkung der Familien und Eltern
- Schaffung von Jugendräumen als Rückzugs- und Begegnungsorte
- Berücksichtigung von Flüchtlingskindern, um eine interkulturelle Öffnung zu erreichen
- kostenfreie Mittagsangebote
- die Verbesserung der psychotherapeutischen Versorgung von Kindern und Jugendlichen
- Fokus auf den Kinderschutz und der Umgang mit Kindeswohlgefährdung
Was sollte im kommenden Haushalt beachtet werden?
- Jugendarbeit: Reaktivierung Ehrenamt in den Jugendverbänden (SBG VIII § 12), Beratungskapazität ausbauen (SBG VIII § 11-16) und Fortbildungen für Fachkräfte fördern, Unterstützung bei Fahrtkosten im ländlichen Raum (steigende Spritpreise beachten), Aufholen nach Corona > Folgeprojekte ermöglichen, Jugendpauschale weiterentwickeln (ländlichen Faktor stabilisieren, Fachstandards als Bedingung für Vergabe der Mittel an Kommunen), Tarifsteigerungen berücksichtigen
- Jugendhilfe: Qualifizierung zum Thema Kindeswohlgefährdung, Stärkung Landesjugendamt (Personal und Mittel für Fortbildungen), Stärkung ASD (durch organisierte Weiterbildungen Landesjugendamt), Tarifsteigerungen berücksichtigen
- Schule: Stellenausbau Schulsozialarbeit (600 Vollzeitäquivalente bis 2030, schulartenübergreifend)
- Kita: Assistenz für Kita-Leitung (Verwaltungsaufgaben)
- Gesundheit: Sicherstellung präventiver Angebote – auch in Krisenzeiten
- Digitalisierung: Fortbildungsangebote für Fachkräfte in der Jugendarbeit, Mikroprojekte-Förderung für technische Folgefinanzierung