Kinder- und Jugendhilfe zukunftssicher und coronafest gestalten

Landtagsantrag: Belastungen von Kindern und Jugendlichen in der Corona-Pandemie analysieren und durch Jugendarbeit und psychosoziale Begleitung entgegenwirken. (Der Antrag wurde beschlossen)

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03.Februar 2022 | 12:30 Uhr

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Mein Redebeitrag zum Antrag der Fraktionen BÜNDNISGRÜNE, CDU und SPD: „Belastungen von Kindern und Jugendlichen in der Corona-Pandemie analysieren und durch Jugendarbeit und psychosoziale Begleitung entgegenwirken“
42. Sitzung des 7. Sächsischen Landtags, Mittwoch, 22.12.2021, TOP 3

– Es gilt das gesprochene Wort –

Sehr geehrter Herr Präsident,
meine Damen und Herren,

viele Menschen – auch Jugendliche – beschreiben ihren Zustand in der vierten Welle der Pandemie als „mütend“. Die Pandemie hinterlässt bei jedem von uns Spuren. Und das ist absolut normal, denn wir Menschen sind soziale Wesen. Wir brauchen die Herde oder Gemeinschaft, junge Menschen würden das eher als ihre Bubble beschreiben. Und wir erleben den Dauerzustand der Ungewissheit als anstrengend, manchmal auch als ohnmächtig.

Die Pandemie stellt uns vor neue Herausforderungen, die weit über den Infektionsschutz hinaus reichen. Virologen verstehen das Infektionsgeschehen besser, Psychotherapeut*innen sehen die Auswirkungen der Pandemie auf die psychische Gesundheit, Ärzt*innen erforschen die Langzeitfolgen einer durchlebten Corona-Erkrankung.

Und wir müssen unseren Blick auf die Menschen richten, die besonderen Belastungen und Risiken ausgesetzt sind. Das sind auch Kinder und Jugendliche!

Junge Menschen haben in den vergangenen Monaten viele Einschränkungen mittragen müssen – durch das Homeschooling, den Wegfall vieler Freizeitangebote und Einschnitte im Freundeskreis. Das müssen wir uns als Erwachsene deutlich machen, um die Priorität an der richtigen Stelle zu setzten. Wir BÜNDNISGRÜNE sind überzeugt, jetzt, in der vierten Welle, gehören die Bedürfnisse von Kindern und Jugendlichen in den Mittelpunkt.

Wir können uns durch die Impfung besser schützen und einen entscheidenden Beitrag zur Pandemie-Bekämpfung leisten. Jetzt sollten wir Erwachsenen bewusst solidarisch sein mit der jungen Generation. Warum? Kindheit und Jugend sind prägend für das weitere Leben. Wir haben die Verantwortung, ein gesundes Aufwachsen zu unterstützen. Deshalb haben wir die notwendigen Corona-Schutzmaßnahmen seit November umgekehrt. Beschränkungen gelten vor allem für Ungeimpfte, in der Freizeit auch für geimpfte und genesene Erwachsene. Deutlich mehr ist erstmals für junge Menschen bis 16 Jahre, hoffentlich bald bis 18 Jahre möglich. Durch regelmäßige Testungen erhalten wir ihnen mehr Normalität im Alltag, mehr Freizeit und mehr Bewegung.

Doch es braucht noch mehr. Mit diesem Antrag wollen wir als Koalition die Belastungen von Kindern und Jugendlichen in der Corona-Pandemie analysieren und diesen durch Jugendarbeit und psychosoziale Begleitung entgegenwirken.

Daraus leiten sich konkrete Aufgaben für die Politik ab. Einige davon sind im Strategie-Papier beschrieben: der dringend notwendige Ausbau der psychotherapeutischen Versorgung für Kinder und Jugendliche und die Schaffung neuer Angebote. Mehr Präventionsangebote in der Kita, Schule und der Kommune. Die Stärkung der Schulsozialarbeit und Schulbegleitung und eine starke Jugendpolitik in den Jugendhilfeausschüssen.

Dazu ist es notwendig, Zahlen, aber auch Erfahrungen aus den Einrichtungen in Sachsen zusammenzutragen, um richtig reagieren zu können.

Wir brauchen außerdem ein Bild darüber, wie und in welcher Form Kinder nach einer Infektion von Long Covid betroffen sind und welche Bedarfe daraus für sie und ihre Eltern entstehen. Die medizinische Begleitung wird eine langfristige Aufgabe, die Entwicklung der Leitlinie ist dabei noch im Prozess. Die daraus resultierenden Angebote müssen wir auf den Weg bringen. Um Kinder und Jugendliche und deren Familien nach einer Erkrankung nicht allein zu lassen.

Im dritten Teil des Antrags fordern wir die Staatsregierung auf, bereits jetzt einen Schritt weiterzugehen und den Blick in Richtung Resilienz zu richten. Hier ist die Frage, wie müssen Angebote aufgestellt sein, damit sie in Krisen gut funktionieren und langfristig durchhalten. Man kann sich nicht auf jede Situation einstellen, aber im Bereich der Kinder- und Jugendarbeit, der Beratung von Familien und des Kinderschutzes war das System schon vor Corona so auf Kante genäht, dass jede Irritation zu einem Ausfall führen kann.

Das geht nicht alleine, deshalb ist hier die Beteiligung vieler notwendig. Was an dieser Stelle dringend auf den Tisch muss, ist die Frage der Zusammenarbeit. Diese Krise zeigt, dass wir das alte Muster der Verantwortungsdelegation verlassen müssen. Stadt gegen Land, Landkreis gegen Gemeinde und alle zusammen gegen den Bund, das ist in Krisen kein hilfreicher Ansatz.

Last but not least: Wir haben für 2022 für den Bereich der Jugendarbeit, aber auch der Unterstützung und Beratung von Kindern, Jugendlichen und Eltern noch Geld im Landeshaushalt über das Bundesprogramm „Aufholen nach Corona“ und das sollten wir gut ausgeben. Gut heißt, so ausgeben, dass es vor Ort wirken kann und jungen Menschen einen unmittelbaren Nutzen bringt. Hier hat der letzte Landesjugendhilfeausschuss gezeigt, dass es noch Verständigung zwischen Verwaltung und Trägern braucht.

Der Antrag jetzt ist kein Startschuss für den Freistaat, sich den Belastungen und Bedürfnissen von Kindern und Jugendlichen in der Corona-Pandemie zu widmen, sondern eine Verstärkung. Es ist die Bekräftigung dieser Aufgabe! Mit dem „Kick-off“ für die Kinder- und Jugendhilfe hat das Ministerium bereits Maßnahmen formuliert und an den Start gebracht, die die Kinder- und Jugendhilfe zukunftssicher und coronafest gestalten sollen.